Gelb - Teil II - Safran macht den Kuchen gel

Gelb als natürlicher Farbstoff

Im Mittelalter war Gelb nicht beliebt. Das kam daher, dass Gelb eigentlich nur auf teurer, nicht erschwinglicher oder vorhandener Seide "rein" wirkte, bei einfachen Stoffen jedoch, die oft eine bräunliche oder graue Grundfarbe hatten, billig und schmutzig aussah, ja und nahezu "gemein" wirkte. Darüber hinaus ergaben der Farbstoff  Wau, sowie Saflor ein fahles, mattes Gelb mit wenig Leuchtkraft. Daher wurden diese Farbstoffe fast ausschließlich zum Grünfärben verwendet. Der Färber-Wau ist eine zweijährige Pflanze, und Salfor ist eine Distelart und wird u.a. auch Färberdistel oder Falscher Safran genannt. Schönes, klares Gelb konnte man ohnehin nur auf Seide erzielen.

Gelber Farbstoff aus Safran

Die Pflanze zum "tatsächlichen" Gelbfärben war der Safran, der über das warme Sonnengelb hinaus eher schon ins Rot-Orange geht. Der echte Safran wird aus den feinen Blütenstempeln der Safranpflanze, einer Krokusart gewonnen, die im Herbst violettfarben blüht. In Europa wird Safran heute vor allem in im Mittelmeerraum angebaut. Doch bereits die alten Ägypter verwendeten diesen Farbstoff, um ihre Kleider einzufärben. Der "Crocus sativus" stammt ursprünglich aus dem griechischen und kleinasiatischen Raum und im Orient wird er bereits seit 3.500 Jahren kultiviert. Die Pflanze ist unfruchtbar und kann nur durch Knollenteilung vermehrt werden.

Safran - STickwoman Munich
Safran ist überaus kostbar, denn die Gewinnung ist nur in aufwändiger Handarbeit möglich. Das beginnt bereits bei der Blütenernte, für die man nur einmal im Jahr für ca. zwei Wochen im Herbst Zeit hat. Dann werden die drei gelb-orangen Blütenstempel noch am Tag der Blütenernte vorsichtig per Hand aus der Blüte gezupft und im Anschluss vorsichtig getrocknet. Man kann sie entweder als Ganzes verwenden, oder zu Pulver zerreiben. Für ein Kilo Safran werden etwa 400.000 Safranfäden benötigt! Immerhin ist der Farbstoff, der aus Safran gewonnen wird, extrem lichtecht und wäscht sich kaum aus.

Safran gehört in Form einer wässrigen Lösung zu den ältesten Färbemitteln für Textilien ohne dass eine Vorbehandlung des Trägermaterials nötig wäre.


Safran als Heilmittel

Doch Safran ist mehr als nur ein Farbstoff, den man ja bekannterweise auch gerne in der Küche verwendet. Bei den Römern gab es fast nichts, wofür sie Safran nicht nutzten: als Gewürz, Duft- und Farbstoff für Essen, Getränke und Kleidung - und als Medikament.

Die feinen Safranfäden enthalten Carotin und ätherische Öle, die Schmerzen lindern, den Magen beruhigen und das Herz stärken sollen. Außerdem soll Safran Leber, Nieren und Blase reinigen, gut für die Haut sein und sogar bei Depressionen helfen. Safran wird seit vielen Jahrhunderten in alten Medizinbüchern als Heilpflanze aufgeführt.

Wer mehr über die Wirkung von Safran erfahren möchte, findet hier weitere interessante Infos.

Gelb als Heilfarbe durch Magie

Neben den negativen Aspekten, wie bereits in meinem ersten Artikel über die Farbe Gelb ausgeführt, gab es in früheren Zeiten auch einige kuriose "Anwendungsgebiete" dieser ambivalenten Farbe. Man war im festen Glauben, dass die Strahlungsenergie und das Kraftfeld einiger gelber Blumen, wie u.a. Johanniskraut, Löwenzahn - in Verbindung mit einem Zauber medizinisch wirksam seien und zum Beispiel gegen Gelbsucht hülfen. So verwenden auch Schamanen Gelb in ihren Heilungszeremonien, um negative Energien oder Krankheiten auszumerzen.

Natürlich gibt es auch gelbe Heilpflanzen, deren Wirkung tatsächlich - und ganz ohne Magie - nachweisbar ist. Neben dem bereits beschriebenen Safran, z.B. die gelbe Gauklerblume (bei Herzbeschwerden, Atem- und Angststörungen), Ingwer (regt Verdauung an, unterstützt bei Erkältungen), Löwenzahn (entschlackt und entwässert), u.v.m.

Orange - Ein echter Stimmungsaufheller!

Psychische Wirkung von Gelbtönen

Doch wie wirkt Gelb eigentlich auf unsere Psyche? Wo und in welchen Fällen lässt es sich positiv einsetzen?

Nun, wie fast bei allen Farben kommt es auf die jeweilige Farbnuance an. Der absolute Stimmungs- und Kommunikationstreiber ist Orange in allen Facetten, eine Mischung aus Gelb und Rot.

Bei dieser Farbe haben Depression, Appetit- und Lustlosigkeit keine Chance! Gerade in der dunklen Jahreszeit hilft bereits ein Farbtupfer und schlechte Laune oder Müdigkeit kommen erst gar nicht auf.

Abgetöntes, ins lachsfarben gehendes Orange macht jeden Raum gemütlich und wohlig warm. Etwas Orange in der Küche und genussvolles Essen und angeregte Kommunikation sind sicher!

Hingegen macht ein helles Sonnengelb jeden dunklen Raum freundlicher und positiver. Oft findet man es auch auf Häuserfassaden.

Gelb ganz allgemein ist wärmend, aufhellend und anregend. Es ist ein Ausdruck von innerer Freiheit und wirkt positiv auf Denkkraft, geistige Regsamkeit und fördert Neugierde wie Ideenreichtum. Insbesondere Orange-Gelb fördert die Kommunikation.

Es genügt übrigens vollkommen, lediglich Akzente  - z.B. Bilder oder sonstige Accessoires - zu setzen, um in den Genuss der positiven Wirkung von Farben zu kommen. Sie müssen also nicht gleich Ihre ganze Wohnung in einer bestimmten Farbe streichen...


Viel Spaß beim Lesen und bis zum nächsten Mal, wenn's mit der Farbe Grün weitergeht.
Manuela


GELB - Teil I - Die Farbe der krassen Gegensätze

GELB ist die hellste der drei Grundfarben und archetypisch - also aus unserem kollektiven Ur-Unterbewusstsein heraus - steht es u.a. für das Geistige und die Erkenntnis, sowie Licht, respektive die Sonne. Gelb steht aber auch für Weite und Flüchtigkeit, denn in der Elementenlehre symbolisiert Gelb die nicht "fassbare", flüchtige LUFT. Träumen wir von Gelb, kann das ein Hinweis auf Kommunikation jeglicher Art sein.

Wie bei allen Grundfarben, die untereinander gemischt, Abtönungen oder andere Farben ergeben, gibt es auch bei der Farbe Gelb verschiedene Farbtöne, die unterschiedlich auf uns wirken können. So gehen die Farbnuancen vom grünlich-frisch schimmernden Zitronengelb bis zum rötlich-warmen Goldgelb. Nimmt man es ganz genau, sogar bis ins Orange - nämlich dann, wenn der Rotanteil sehr hoch ist.

Als das "typische" und "positive" Gelb empfinden viele Menschen leicht warme, "güldene" Gelbtöne. Sie erinnern uns an die wärmende, lebensnotwendige Sonne. Wenngleich Sonnenlicht an sich ja nicht gelb, sondern "blendend" weiß ist - es ist die Reflexion des Sonnenlichts, die die Sonnenstrahlen goldgelb wirken lassen. Besonders gut kann man das auf hellen Flächen sehen, wie z.B. auf Schnee, Sand oder hellen Hauswänden. Warme Gelbtöne geben uns ein gutes, wohliges Gefühl, wirken sanft anregend, aufheiternd und auch ein wenig "befreiend".

Hingegen empfinden wir sowohl schrilles, wie auch getrübtes, schmutzig wirkendes als extrem unangenehm. Schon Goethe sagte dazu (Goethes Farbenlehre): "wenn die gelbe Farbe unreinen und unedlen Oberflächen mitgeteilt wird, wie dem gemeinen Tuch, dem Filz und dergleichen, worauf sie nicht mit ganzer Energie erscheint, entsteht eine solche unangenehme Wirkung. Durch eine geringe und unmerkliche Bewegung wird der schöne Eindruck des Feuers und des Goldes in die Empfindung des Kotigen verwandelt und die Farbe der Ehre und Wonne zur Farbe der Schande, des Abscheus und Mißbehagens umgekehrt". 

Getrübtes Gelb assoziieren wir also eher u.a. mit Neid, Eifersucht, Egoismus, Geiz, Falschheit und sogar Wahnsinn. Letzteres ist sogar durch Beobachtungen von Psychologen empirisch belegt! Man hat nämlich festgestellt, dass schizophrene Menschen eine ausgesprochene Vorliebe für die Farbe Gelb haben. Und wenngleich bis heute nicht belegt ist, an welcher, bzw. welchen psychischen Erkrankung/en z.B. Van Gogh (30. März 1853 - 29. Juli 1890) litt, ließe seine Vorliebe für die Farbe Gelb in seinen Gemälden durchaus einen Hinweis auf Schizophrenie (*) zu.

Schaut man hingegen zu lange auf ein schrilles Gelb, kann einem sogar körperlich richtiggehend übel werden! Man verwendet es gerne als Warnfarbe in Verbindung mit Schwarz, was die Leuchtkraft von Gelb noch verstärkt, wenn es sich um Gifte oder Gefährliches handelt. Besonders Schwefelgelb wird in der Farbsymbolik mit dem Teufel in Verbindung gebracht. Auch in der Sprache findet sich das ambivalente, respektive negative Verhältnis zur Farbe Gelb wieder: In England bezeichnet man die Klatschpresse als "Yellow Press", denn "yellow" deutet nicht nur gelb, sondern umgangssprachlich auch "feige". Wer in Frankreich mit einem unechten, aufgesetzten Lachen durch die Welt geht, lacht "gelb" (rire jaune). Und wem die (gelbe) "Galle hochkommt" ist "teuflisch" zornig!

Mir persönlich verschafft es zum Beispiel höchstes Unbehagen, lange auf eine rein gelbe Fläche zu sehen, verspüre eine große Unruhe, ja beinahe Aggression. Dem Maler Wassily Kandinsky (16. 12. 1866 - 13.12.1944) ging es wohl ähnlich. In seinem Buch "Das Geistige in der Kunst" bewertet er Gelb als vorwiegend negativ: "Es beunruhigt den Menschen, sticht, regt ihn auf und zeigt den Charakter der in Farbe ausgedrückten Gewalt, die frech und aufdringlich auf das Gemüt wirkt." Es kann sich zu einer für Auge und Gemüt unerträglichen Höhe und Kraft steigern und "könnte als die farbliche Darstellung des Wahnsinns wirken."

Auch wenn dies eine subjektive Empfindung ist, kann ich sie durchaus nachvollziehen. So verwende ich persönlich reines Gelb in meinen Gemälden und Objekten nur sehr sparsam, z.B. um vereinzelte Lichteffekte zu schaffen, großflächiger hingegen meist nur in abgetönter Form, entweder einem frühlingsfrischen limonengrün oder unterschiedlich starken Orange-Tönen. Ganz selten auch pastelliges Hellgelb, als "heiterer", leichter Hintergrund für andere Farben.

Rockabilly-Kult, Upgrading Nähtischchen, Manuela Engelhardt

Farbe des Lichts:

Götter, Heilige und große Figuren vieler Kulturen wurden und werden mit Gelb, respektive "Goldgelb" und damit Licht und Sonne in Verbindung gebracht. In der griechischen Mythologie ist es der Sonnengott Helios (griech. = Sonne), der den Sonnenwagen mit vier Pferden über den Himmel lenkte. Apoll, ein Sohn des Zeus und einer der 12 olympischen Götter ist in all seiner Vielfältigkeit auch der Gott des Lichts. Und aus der römischen Antike geht der Sonnengot "Sol" hervor. Doch auch der germanischen Göttin Freya (auch Freia oder Freyja - altnordisch steht für „Herrin“) wird Die Farbe Gelb zugeordnet. Sie ist u.a. die Göttin der Liebe, des Frühlings und der Fruchtbarkeit. Die nordische Göttin symbolisiert Wachstum. In Asien war und ist Gelb die Farbe schlechthin und bedeutet immer Gutes! Hier wird sie verbunden mit Harmonie, Weisheit, Mitte, Ruhm und Glück.

Farbe der Geächteten:

Im Mittelalter gab es aufgrund der unterschiedlichen Gesellschaftsstände eine Vielzahl von streng reglementierten Kleiderordnungen, die auch verschiedene Farben mit einschloss. Gelb war dabei eine Schandfarbe. So mussten Prostituierte im 15. Jahrhundert nach der habsburgischen Kleiderordnung ein gelbes Koptuch tragen, nach einem Leipziger Gesetz gleich einen großen gelben Umhang. Nach Gesetzen anderer Regionen wurden Huren dazu verdonnert, ihre verwerfliche Tätigkeit durch gelbe Schuhbänder, gelbe Schleier oder gelbe Kleiderbesätze zu offenbaren.

Doch auch Frauen mit unehelichen Kindern mussten ihre "Schande" durch gelbe Kleidung öffentlich zur Schau stellen, je nach Region, z.B. durch das Tragen einer gelben Haube, wie eine Verordnung in Freiburg belegt.

Die Liste der mit Gelb gekennzeichneten Geächteten geht weiter! Ein gelbes Kreuz mussten zum Tode verurteilte Ketzer auf dem Weg zu Ihrer Hinrichtung tragen und wer Schulden hatte, musste seine Kleidung mit großen gelben Scheiben kennzeichnen. Aus der Gesellschaft Ausgestoßene mussten überdies damit leben, dass man die Türen ihrer Wohnhäuser gelb anstrich.

Es waren schließlich die Christen, die Gelb zur diskriminierenden Farbe der Juden erklärten. So mussten sie ab dem 12. Jahrhundert einen gelben Hut tragen, oder große gelbe Messingringe auf ihre Kleider nähen. Der gelbe Davidstern stigmatisierte die Juden im 20. Jahrhundert abermals - diesmal hielten die Nationalsoziallisten das teuflische Zepter in der Hand!

Gelb ist und war aber auch eine Farbe der Krankheit und Seuche. Wird die gelbe Flagge auf einem Schiff gehisst, so bedeutet das, dass das Schiff wegen einer ansteckenden Krankheit unter Quarantäne steht.

Wie man sieht, ist die Farbe Gelb recht ambivalent und geradezu polarisierend! Darüber, wie man Gelb heute auch in der Farbpsychologie positiv einsetzen kann, schreibe ich in einem meiner nächsten Artikel. Bis dahin, bleiben Sie heiter...
Manuela

         
(*) Definition Schizophrenie: "Die Schizophrenie ist eine psychische Störung, die sich auf die gesamte Persönlichkeit auswirkt. Die Symptome umfassen ein breites Spektrum von Wahnvorstellungen über motorische Störungen bis hin zur Antriebslosigkeit. Menschen mit Schizophrenie leben in einer anderen Welt." (Quelle: https://www.netdoktor.de/krankheiten/schizophrenie/)

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Die Farbe Blau (II) - Warum liebestolle Frösche blau werden...


Generell assoziieren wir BLAU Im Positiven u.a. mit Stille, Weite, Tiefe - auch emotionale, Entspannung, Stärke, sowie Vertrauen und Verlässlichkeit. Im Negativen verbinden wir BLAU eher mit  Kälte, Distanz, Unpersönlichem, Autorität, Depression und Langeweile.

Hitze vernebelt uns den Verstand, sei es im tatsächlichen Sinne an heißen Sommertagen, oder im übertragenen Sinne, bei Aggression oder starker Emotion (vergl. meine Artikel "ROT -Teil I" und "ROT -Teil II"). Hingegen kühlt uns BLAU - die Lieblingsfarbe der Deutschen (Statista 2017; Quelle: IfD Allensbach 2001) - in jedem Fall ab. Es wirkt entspannend, regenerierend und beruhigend, hilft uns Stress und Hektik abzubauen und unseren inneren Frieden zu finden. Es soll sogar unsere Kreativität und Kommunikationsfähigkeit ankurbeln. Doch Blau wirkt nicht nur auf mentaler Ebene! Auch auf stressbedingte körperliche Beschwerden kann BLAU positiv einwirken und helfen, u.a. Verkrampfungen zu lösen, Schmerzen, Schwellungen und Entzündungen zu mildern. Die Farbe Blau hat also immer etwas Kühlendes, sowohl psychisch, als auch physisch!

"I've got the blues"

Angeblich fehlt es Menschen, die die Farbe Blau überhaupt nicht mögen, an innerer Ruhe. Andererseits sollte man Blau eher meiden, wenn man ohnehin schon melancholisch, traurig oder gar depressiv ist. Aus dem angelsächsischen Raum kommt der Ausdruck "I've got the blues", frei übersetzt "ich bin traurig". Übrigens hat man wohl festgestellt, das Menschen, die in einer melancholischen Stimmung sind, Blautöne schlechter unterscheiden können. Ein Phänomen, an dessen Ursache man noch forscht. Taucht die Farbe Blau im Traum auf, so kann das auf Introvertiertheit oder sogar Gefühlskälte hinweisen. Je dunkler der Ton, desto mehr spielen ggf. auch Trauer und Angst eine unterbewusste Rolle. Denn ja, je mehr Schwarzanteil im Blau enthalten ist, desto unheimlicher und bedrohlicher wirkt diese Farbe auf uns.

Kleidung und Natur

Während blaue Kleidung bei Männern an erster und bei Frauen - nach Schwarz - an zweiter Stelle steht, sind wir gegenüber blauen Lebensmitteln eher zurückhaltend. Warum ist das wohl so? Nun, Blau kommt in der Natur so gut wie gar nicht vor! Klar, da gibt es Blaubeeren, Pflaumen, Trauben, Auberginen... doch tatsächlich blau sind die allesamt nicht, denn lediglich ihre Haut hat einen gewissen Blauanteil, der jedoch ins Rötliche geht. Und das Fruchtfleisch ist ebenfalls nicht blau, sondern gelblich bis rötlich. Ach ja, da gibt es noch den Blauschimmelkäse, der als hochpreisige Delikatesse gehandelt wird und tatsächlich als solche trotz oder gerade wegen seines modrigen Geschmacks von manchen Menschen - genussvoll?! - verzehrt wird...  Haben wir Menschen doch eigentlich im Laufe der Evolution gelernt, dass intensives Blau in der Natur eher mit Vorsicht zu genießen ist, eben weil verdorbene Lebensmittel oft gesundheitsschädlichen bläulichen bzw. blaugrünen Schimmel generieren und blaue Pflanzen nicht selten giftig sind. Guten Appetit! Eben selbigen soll die Farbe Blau im Übrigen bremsen! Bei Tests fand man heraus, dass Menschen in einem blauen Raum weniger aßen als in andersfarbigen Räumen und dass man sich bei blauen Tellern von vornherein weniger auflädt!

Liebestolles Froschmännchen

Von Fröschen und Menschen...

Was mich direkt auf das heimische Moorfroschmännchen bringt! Diese Spezies wird gerade mal sieben Zentimeter groß und hat recht viel Druck im Frühjahr zur Laichzeit, in der ihm nur wenige Tage bleiben, um sein Erbgut effektiv und sinn-stiftend weiterzugeben, denn es finden regelrechte Massenorgien mit Hunderten von Fröschen in bestimmten Laichgebieten statt. In dieser Zeit färbt sich die Haut des Männchens BLAU - jedoch nicht, wie man meinen könnte, um den Weibchen zu gefallen, sondern um ihre Geschlechtsgenossen im kurzweiligen Liebeswahn von einer etwaigen "Fehlbegattung" abzuhalten. So ist die Farbe Blau bei Moorfröschen also ein gut sichtbares (Abwehr-)Zeichen der Männlichkeit. 


Blau war früher ein Symbol für Weiblichkeit
Nun, auch bei uns Menschen gilt Blau als männliche Farbe. Doch das war nicht immer so. Vom Mittelalter an noch bis ins erste Drittel des 20. Jahrhunderts kleidete man Jungs bevorzugt in Rosa ein, während Hellblau die Farbe der Mädchen war. Der Wandel, dass Blau zur Jungsfarbe wurde kam erst in den 40er Jahren des 20. Jahrhunderts zum tragen.

Darüber, warum sich dieser Wandel vollzog kann genüsslich spekuliert werden, vielleicht weil Matrosen und Arbeiter blau trugen, oder weil die Jeanshose anfangs hauptsächlich von Männern getragen wurde. Man weiß es nicht genau.

Aspekte verschiedener Blautöne

Neben Rot und Gelb zählt Blau zu den drei Grundfarben, aus denen alle anderen Farben gemischt werden können. Das heißt, mischt man Rot und Blau erhält man je nach Anteil unterschiedliche Töne, angefangen bei einem leicht rot-stichigen Indigoblau, hin bis zu Lila und Violett. Und je mehr Gelb man zu Blau hinzufügt, desto grünlicher wird es. All diese Mischungen vereinen die jeweiligen Eigenschaften der beiden Farben und haben entsprechend eine unterschiedliche Wirkung auf uns.

In der nachstehenden Tabelle habe ich versucht die unterschiedlichen Aspekte von Blautönen aufzulisten. Leider kann ich die Liste hier nur sehr klein darstellen, eine lesbare Version finden Sie auf meiner Homepage.

Aspekte verschiedener Blautöne


Viel Spaß beim Lesen und bis zum nächsten Mal!
Manuela

Die Farbe BLAU (I) - Farbe der Götter, Unendlichkeit & Sehnsucht

Das beruhigende, emotionslose Blau ist in seiner Wirkung auf uns das krasse Gegenteil zum aktiven, leidenschaftlichen Rot. Und Achtung, Blau beruhigt nicht nur auf harmlose Weise, es kann sogar depressiv stimmen! Denn je tiefer und dunkler ein Blauton ist, je "schwärzer" es wird, um so negativer und bedrohlicher empfinden wir es.

Blau ist eine kalte Farbe. Während ein roter Raum wärmt, so empfinden wir die Raumtemperatur eines blau gestrichenen Raumes tatsächlich zwei bis vier Grad kälter, als sie tatsächlich ist. Schon Goethe sagte dazu: " Zimmer, die blau austapeziert sind, erscheinen gewissermaßen weit, aber eigentlich leer und kalt". (Goethe Farbenlehre) "Kalt" und damit "abweisend" bleiben aber auch die Augen, will man seinem/r Liebsten treu bleiben... Blau gilt also auch als Symbol der Treue, als "Farbe der abweisenden Augen". Daher kommt auch z.B. der Brauch, einen Verlobungsring mit einem blauen Saphir zu versehen.

In der westlichen Elementenlehre wird BLAU dem kühlenden Element Wasser - damit auch dem Eis - zugeordnet. Wir assoziieren es aber auch mit der Weite des Himmels. Denken Sie nur daran, was für ein wohliges, beruhigendes Gefühl es ist, in einer Sommerwiese zu liegen und in den blauen Himmel zu schauen! Ein idealer Zustand, um in Tagträumen zu schwelgen und sich ein wenig Auszeit vom Alltagstrubel zu gönnen! Mit Bau assoziieren wir also auch Ferne und Unendlichkeit.

Geschichte & Archetypische Bedeutung:

Götter und Heilige tragen in vielen Kulturen seit jeher stets blaue Gewänder, ob im alten Babylonien oder Persien wie auch die Nilgötter Ägyptens. Auch indische Götter haben eine blaue Haut und der blaue Elefant ist ein Symbol der Erleuchtung. Im Hinduismus stellt man sich den Anfang der Welt als blaues Licht vor. In der christlichen Welt trägt die Jungfrau Maria einen weiten, blauen Mantel und der Hintergrund kirchlicher Gemälde wurde oft in Blau dargestellt, als Metapher für das Göttliche bzw. Übersinnliche.

Nicht umsonst schwelgten deutsche Dichter im Dunst der "Blauen Blume" der Romantik. Denn Blau steht für seelische Tiefe, Unendlichkeit, Sehnsucht aber auch Hoffnung. Das Motiv der "Blauen Blume" wird vom deutschen Dichter Novalis, respektive Georg Philipp Friedrich von Hardenberg (1772-1801), in seinem nicht vollendeten, im Mittelalter spielenden Roman "Heinrich von Ofterdingen" beschrieben. Die Hauptfigur des Werkes, der Minnesänger Heinrich, wird darin auf wundersame Weise von einer blauen Blume angezogen. Sie wurde in Folge das Sehnsuchtssymbol der Romantik. Symbolisch steht die "Blaue Blume" also für die Sehnsucht nach etwas, was schwierig zu erreichen ist.

"Blaue Kornblume" auf Fassboden, Upcycling-Objekt, Manuela Engelhardt

Wer mehr über die "Blaue Blume" erfahren möchte, findet dies sehr ausführlich u.a. hier

Gewinnung & Herstellung:

Das Indigo-Blau ist ein sehr angenehmes, kräftiges, doch nicht zu dunkles Blau knapp an der Grenze zum Violett. Die Indigopflanze ist ein tropischer Hülsenfrüchtler, dem man die blaue Farbe nicht direkt ansehen kann. Erst in einem aufwändigen Verfahren wird sie auch mit Hilfe von Sauerstoff (Oxidation) gewonnen. Nachweislich wurde der Indigostrauch - ursprünglich aus Indien stammend - bereits 2500 v. Chr. in Ägypten kultiviert. Überhaupt waren es die alten Ägypter, die wohl erstmals in der Lage waren, grüne und blaue Farbpigmente auch aus Steinen, respektive Mineralien zu gewinnen., wie z.B. dem tiefblauen Schmuckstein Lapislazuli.

Bis zum 12. Jahrhundert war der Farbstoff Indigo in Europa eher selten, da nur sehr wenig davon aus  Indien importiert wurde. Es waren schließlich die Niederländer, die ihn ab ca. 1600 in größeren Mengen aus Ostindien eingeführt haben. Durch Verbote und Schutzzölle versuchte man vergeblich, den Handel mit dem asiatischen "Billigblau" zu unterbinden. Denn ganze Landstriche lebten bis dahin von der Farbgewinnung aus dem heimischen Färberwaid, der nun verdrängt wurde, was für viele existenzbedrohend war. Färberwaid ist ebenfalls eine Pflanze, die einen zwar chemisch identischen, aber etwas schwächeren Farbton liefert. In Frankreich gibt es einen Ort, wo man den Färberwaid (franz. "Pastel") in kleinen Mengen wieder anpflanzt. Mehrere Jahrhunderte lag der Anbau von Pastel jedoch vollends brach.

Heutzutage stammt der Indigofarbstoff  aus synthetischer Herstellung, die erstmals im Jahre 1878 gelang. Da der Rotanteil beim künstlich hergestellten Indigo-Blau etwas höher ist, wirkt dieses Blau etwas dunkler und violetter als das aus natürlicher Gewinnung.

Die getrockneten, gemahlenen Blätter von Indigopflanzen können übrigens auch zum Haarefärben für Tönungen von Dunkelbraun bis Schwarz verwendet werden und mit anderen Pflanzen wie Henna („schwarzes Henna“) gemischt werden. Darüber hinaus wird das pflanzliche Indigo auch heute noch für das Färben einiger Marken-Jeans verwendet, denn die Qualität des natürlichen Indigo-Blau ist weit höher als die des synthetischen. Wenn man so will, dann ist Indigo also das klassische Jeansblau.

Mehr über die Farbe BLAU, die verschiedenen Blautöne, ihre Einsatzbereiche und Wirkung auf uns in einem meiner nächsten Artikel.



Die Farbe ROT (II) - Warum Sie Ihren Kühlschrank violett einfärben sollten...


Es ist kein Zufall, dass wir uns mit manchen Farben wohler fühlen als mit anderen. Abhängig von unserer Lebenssituation können sich unsere persönlichen Farbpräferenzen im Laufe des Lebens ändern. ROT ist zum Beispiel oft die Lieblingsfarbe von Kindern und manchmal bleibt sie uns als solche erhalten, oder wir greifen zu einem späteren Zeitpunkt darauf zurück. Träumen wir von ROT, weist dies auf allgemein intensive Gefühle hin, kann Willenskraft, aber auch Vitalität, Sexualität und Leidenschaft symbolisieren.

In jedem Falle haben Farben eine enorme Wirkung auf uns und unsere Psyche, können unsere Stimmung, ja sogar unsere Körperfunktionen beeinflussen. So erhöht ROT angeblich unseren  Stoffwechsel um mehr als 10 %, wirkt motivierend und - wie das Feuer - wärmend. ROT ist also eine "warme" Farbe, das hängt auch damit zusammen, dass ihre Schwingungsfrequenz sehr langsam ist, denn es gilt, je länger die Wellen einer Farbnuance, desto wärmer empfinden wir sie. Im krassen Gegensatz zu Rottönen stehen in diesem Zusammenhang sämtliche Blautöne, die allesamt sehr kurzwellig sind und damit allgemein als "kühl" empfunden werden. Auf die Farbe Blau werde ich in einem meiner nächsten Artikel näher eingehen.

Doch von "welchem" Rot sprechen wir hier eigentlich? Rosa, dem schwächsten aller Rottöne oder Zinnoberrot, Karminrot, Purpur oder Magenta? Letzteres kennt man u.a. von Druckerpatronen. Es ist das sogenannte "reine" ROT, d.h. es hat weder Gelb- noch Blauanteile. Wie bereits in meinem ersten Artikel zur Farbe ROT "Warum Sie bei kalten Füßen rote Socken tragen sollten" erwähnt, gibt es unzählige Rottöne, die in Teilen sehr unterschiedlich auf uns wirken können!

Rosa hinter Schwedischen Gardinen und es gäbe nur noch sanftmütige und harmoniesüchtige Knastbrüder, die sich an Empathie für andere gegenseitig überträfen! Ein violettfarbener Kühlschrank und Ihnen verginge die Lust am Essen, allerdings auch am Sex. Das hängt ganz sicher damit zusammen, dass der Blauanteil sehr hoch ist und die rote Energie beinahe komplett schluckt! Sie können morgens schwer aufstehen? Nun, ein Blick auf einen roten, respektive scharlachroten oder magentafarbenen Gegenstand genügt und Sie schweben beschwingt und gut gelaunt aus dem Bett. Oder Sie zählen jeden Abend Tausende von Schäfchen, werfen sich von einer Seite auf die andere, weil Sie einfach nicht einschlafen können? Hier bewirkt ein Hauch von Purpur wahre Wunder! Vielleicht möchten Sie auch, dass Ihr neues Date Sie super sexy und unwiderstehlich findet? Ziehen Sie sich ein rotes Kleid an und ER sieht nur noch SIE!

Tango Argentino, Acryl auf Acrylglas


In der folgenden Übersicht möchte ich zumindest auf einige Rot-Nuancen näher eingehen.

Bedauerlicherweise  kann ich die Liste hier nicht größer darstellen. In einer lesbaren Größe finden Sie sie jedoch auf meiner Webseite.

Eine größere Ansicht davon erhalten Sie auf meiner Website.

Viel Spaß beim Lesen und Stöbern & bis zum nächsten Mal!
Manuela     

Die Farbe ROT (I) - Warum Sie bei kalten Füßen rote Socken tragen sollten...

Rot ist die Liebe, rot ist das Blut, rot ist der Teufel in seiner Wut (Sprichwort)


Es gibt unzählige Rot-Töne und -Facetten, die alle in Teilen unterschiedliche Aspekte und Wirkungen haben. Eines jedoch ist allen Rot-Tönen gemein: Die Farbe ROT ist die wahrscheinlich älteste Farbe überhaupt, die der Mensch wahrnehmen konnte. Sie gilt als archetypische Urfarbe der Menschheit!

Geschichte & Archetypische Bedeutung:


ROT wurde seit jeher mit Blut, aber auch mit Feuer assoziiert.

So wurden zum Beispiel Neugeborene in Tierblut gebadet, in der Annahme, Stärke und animalische Kräfte würden sich auf sie übertragen. Aber auch die Knochen Verstorbener wurden mit Blut eingefärbt, um die Totengeister zu beschwören. Der rote Lehm, mit dem sich Krieger einrieben - als Ersatzstoff für Blut - sollte Kampfesmut und Tapferkeit in Verbindung mit dem nötigen Touch an Aggressivität verleihen, wenn sie in den Kampf zogen. Ebenso wurden bedeutende Plätze ROT markiert, um sie vor negativen Einflüssen zu schützen.

Feuer wiederum gab Wärme ab, konnte aber auch bedrohlich sein, wenn es außer Kontrolle geriet. ROT ist eine warme Farbe und versinnbildlicht das Element Feuer.

In der archetypischen Symbolik ist ROT eine extrovertierte Farbe, denn ROT zieht stets Aufmerksamkeit auf sich. Deshalb wurde und wird sie auch oft als Signalfarbe verwendet, heutzutage z.B. bei Verkehrsschildern. Und wer heute ROT trägt sagt unbewusst: Hier bin ich! Ist selbstbewusst und wirkt dominant, fordernd und eher sexy, als in einer anderen Farbe. Früher war es ein Symbol von Macht und durfte ausschließlich von Herrschern und dem Adel getragen werden.

Das hing damit zusammen, dass das blaustichige, ins Violett gehende Purpur, das im römischen Reich ausschließlich Caesar vorbehalten war und im Mittelalter der christlichen Kirche, die teuerste Farbe seiner Zeit war und sich nur wohlhabende Menschen leisten konnten.Etwa 9000 - 10.000 Meeresschnecken mussten ihr Leben lassen, um aus deren Drüsensekret in einem höchst aufwändigen Verfahren ein Gramm violett-rotes Purpurrot zu gewinnen. Auch das tief purpurrote Karminrot wurde aus Tieren gewonnen, und zwar aus den Weibchen verschiedener Arten der Kermesschildlaus, die ursprünglich aus Mexiko kam. Das leuchtende Krapprot wiederum wurde auf  ebenfalls sehr aufwändige Weise aus den Wurzeln der Färberröte gewonnen.

Erst um 1850 war man in der Lage, ROT auch künstlich herzustellen. In der christlichen Kirche findet man es noch heute in der Kleidung von Bischöfen. Aber auch der Papst trägt rote Schuhe und einen roten Umhang, allerdings in dem helleren Zinnoberrot, das in diesem Fall wohl sinnbildlich für "Weisheit" stehen soll.

ROT wurde nicht nur als (Über-)Träger von Lebensenergie empfunden, sondern ist auch seit jeher ein Symbol für Liebe, und zwar der aktiven, leidenschaftlichen bzw. erotischen Liebe, die "wie Feuer brennt".  Nicht umsonst sprechen wir z.B. heute noch vom sog. "Rotlichtmilieu".  Im Gegensatz zu einem schwachen, ins Rosa gehende ROT, das eher die tiefe, auch platonische Liebe der Verbundenheit ausdrückt. Unter der jüdisch/christlichen Kirche wurde ROT zur "fleischlichen Sünde" verdammt und im Mittelalter war ROT die Farbe der Hexen! Wenn eine Frau rote Haare hatte, war ihr der Scheiterhaufen praktisch bereits sicher.

ROT ist Emotion in ihrer stärksten Form! Warum ist das so?


Diese Farbe ist Hitze pur! Oder warum wird uns sonst so warm, wenn wir leidenschaftlich lieben, blind vor Wut, oder auch nur verlegen sind? Der Adrenalinspiegel, d.h. Blutdruck, Körpertemperatur, Puls und Atemfrequenz steigen schlagartig an und unsere so gut durchblutete Haut wird rot (Kopf, Genitalien, etc). Wir sind im wahrsten Sinne des Wortes "heiß".

Daher z.B. auch der idiomatische Ausdruck "Jemand sieht rot", als Ausdruck für blinde Wut.

"StickmanMunich sieht ROT"

Uns wird sogar warm, wenn wir die Farbe ROT nur sehen! Warum ist das so? Nun, die Wellenlängen des für uns sichtbaren ROT liegen direkt neben dem für Menschen nicht wahrnehmbaren, warmen Infrarot. Experimente zeigten, dass Menschen auf rotes Licht, respektive auf die Farbe ROT mit schnellerem Herzschlag und erhöhter Atemfrequenz reagieren. Dadurch wird mehr Sauerstoff im Körper verteilt und die Durchblutung wird erhöht. Das könnte zwar bei Menschen mit ohnehin schon hohem Blutdruck gefährlich werden, allgemein gesprochen steht eine gute Durchblutung jedoch für Energie und Lebendigkeit.

Ohne Witz sollten deshalb Frauen, die bekannterweise häufig unter kalten Füßen leiden, rote Socken tragen! Man sagt sogar, allein die Vorstellung, man trüge rote Socken - hat man gerade keine zur Hand - würde bereits helfen. Ausprobiert habe ich das persönlich allerdings noch nicht. Auch werden rot gestrichene Räume einige Grad wärmer empfunden als neutral gestrichene, weil (messbar!) Blutdruck, Körpertemperatur, Puls und Atemfrequenz steigen.

Mehr über die Farbe ROT, ihre Wirkung auf uns und Einsatzmöglichkeiten in einem meiner nächsten Artikel.

Female Bodylandscape, Acryl auf Holz, 2016, Manuela Engelhardt


Schönes Wochenende und bis zum nächsten Mal ! Manuela


Historie der Farbenlehre - Teil II

Nach Teil I der Farbenlehre komme ich heute auf die moderne Farbenlehre zu sprechen.

Friedrich Wilhelm Ostwald (1853-1932)

Wenn es um die Farblehre geht, darf Friedrich Wilhelm Ostwald (1853-1932) keinesfalls vergessen werden. Der vielseitige Forscher und Nobelpreisträger (1909 für Chemie) wollte ein wissenschaftlich fundiertes Farbsystem schaffen und beschäftigte sich intensiv mit dem Entstehen von Farbharmonie.

Ihn trieb die Frage um, warum die Kombination von manchen Farben harmonisch, also angenehm empfunden wird, wiederum andere Farbkombinationen als eher unangenehm und ob diese Phänomene mit irgendwelchen Gesetzmäßigkeiten einhergehen. Er geht dabei von der Grundannahme aus, dass das Harmonieempfinden von Farbkombinationen etwas mit deren Anordnung zu tun hat und dass die harmonischen Abtönungen aus der gesättigten Grundfarbe (Vollfarbe) plus Schwarz oder Weiß entstehen.

Als Grundfarben definierte er Gelb, Rot, Ultramarinblau und Seegrün, die er im Farbkreis so anordnete, dass sie jeweils ihrem "kompensativen" (= Mischung ergibt neutrales Grau) Pendants gegenüberstellt, also Gelb/Ultramarinblau, Orange/Eisblau, Rot/Seegrün und Violett/Laubgrün. dazwischen platzierte er entsprechende Abtönungen, die durch Beimischung von Schwarz oder Weiß entstehen.

Wenn ich seine komplexen Gedankengänge richtig interpretiere, dann wirkten - sehr vereinfacht dargestellt - demnach nur solche Farben harmonisch, die zu gleichen Teilen Weiß oder Schwarz enthalten - demnach würde die Farbkombination von hellen Pastellfarben mit expressiven, gesättigten Vollfarben als eher unharmonisch empfunden.

Johannes Itten (1888 bis 1967)

Der Schweizer Künstler und Kunstpädagoge beschäftigte sich Zeit seines Lebens mit Farben, Farbsystemen und Farbwirkung und kam zu dem Schluss, dass jeder Mensch eine Farbe anders empfindet, individuell abhängig von Charakter und Veranlagung. Bei Itten stand also die Farbwirkung im Vordergrund und nicht eine rein wissenschaftlich-analytische Annäherung an Farbe und Farbharmonie. Er war es auch, der die Menschen nach Jahreszeiten in Farbtypen einteilte, eine Klassifizierung, die noch heute oft in der Industrie (Mode, Kosmetik) Einsatz findet.

Josef Albers (1888-1976)

Farbempfinden ist nicht lehr- oder lernbar. Entweder man hat es oder man hat es nicht. Zu dieser Erkenntnis kam auch Bauhaus-Lehrer Josef Albers in Bezug auf die Praktikabilität von Farbsystemen und Farbordnungen. Er meinte, dass kein Farbsystem per se die Sensibilität für Farben erhöhen könne, genauso wenig, wie ein Mensch musikalisch würde, nur weil er über ein bestimmtes Wissen hinsichtlich Akustik verfüge...

Aemilius Müller (1901-1989)

Der Schweizer Aemilius Müller wiederum griff Ostwalds Theorien zur Farbharmonie wieder auf und entwickelte eine "Ästhetik der Farbe in natürlichen Harmonien". In seinem gleichnamigen Werk, das er im Jahre 1973 veröffentlichte, findet man eine Sammlung von 200 Farbtafeln. Sein Ziel war es, eine Art Normierung von Farben und Farbtönungen zu finden, nicht nur als Hilfs- und Lehrmittel an Schulen sondern auch für die angewandte Kunst in Design und Architektur. Er war es auch, der den Begriff "Farbinversion" prägte, der erklären soll, warum manche Farbtöne zueinander unharmonisch wirken. In seinem Werk "Moderne Farharmonielehre" (1948) erklärt dies der Farbforscher ausführlich. Damit unterschiedliche Farben harmonisch miteinander wirken, ist nach Müller der gleiche Anteil bzw. Abstufung von Helligkeit in beiden Farben notwendig.

Dennoch begegnen uns ja farbliche "Disharmonien" im Alltag ständig und ohne bewusst zu bemerken, warum, halten wir kurz inne, stutzen einen Moment lang, wenn wir ihnen begegnen. Wahrscheinlich just deshalb werden "disharmonische Farben" durchaus ab und an bewusst eingesetzt von Designern, Künstlern, Modemachern, etc...

Abschließend ist noch anzumerken, dass ein allgemein gültiges Farbsystem oder ein allen - d.h. analogen wie digitalen - Anforderungen genügender Farbkreis nicht existiert. Über die unterschiedlichen Normen, z.B. für Industrie und der digitalen Welt gehe ich näher in zukünftigen Artikeln ein.

Schönes Wochenende und bis zum nächsten Mal!
Manuela




Historie der Farbenlehre - Teil I

So viele Farben und Abtönungen es gibt, so viele unterschiedliche Farbtheoretiker und -theorien existieren wahrscheinlich. Ich möchte hier lediglich auf die prägnantesten und interessantesten eingehen, um ein wenig "Licht" ins "Dunkel" der Farbwelten zu bringen.

Farbenlehre in der Antike

Die Thesen und Überlegungen zu Farben und der Farbenlehre sind vielfältiger Natur und reichen bis in die Antike zurück.

Bereits zu Lebzeiten des griechischen Philosophen und Denkers Pythagoras (um 570 v. Chr.; + nach 510 v. Chr.), der sich weitreichende Gedanken zur universellen Weltordnung machte, befasste sich mit Farben als Teil eben dieser. In seiner Vorstellung gab es vier elementare Farben, nämlich Weiß, Schwarz, Rot und Gelb.

Der Anzahl von VIER Farben dürfte die urtypische Unterteilung zugrunde liegen, in die wir Vieles heute noch  einordnen, z.B. die vier Elemente Feuer, Wasser, Luft und Erde, die vier Himmelsrichtungen, vier Jahreszeiten u.v.m.

Auch der griechische Philosoph Platon ( 428/427 v. Chr., + 348/347 v. Chr), ein Schüler von Sokrates, beschäftigte sich intensiv mit der Farbenlehre und kam zu der Ansicht, die Grundfarben bestünden aus Weiß, Schwarz, Rot.

Aristoteles (384 v. Chr.; + 322 v. Chr.), Schüler von Platon, greift Pythagoras' Thesen zum Teil auf und beschäftigte sich ebenfalls intensiv mit dem Phänomen "Farbe" und auch er versuchte, Gesetzmäßigkeiten herauszufinden und "Ordnung" zu schaffen. Man nimmt sogar an, er sei der erste Mensch überhaupt gewesen, der die Mischung von Farben untersuchte.

In seiner Farbenlehre geht es - nach unsicheren Überlieferungen aufgrund von Unstimmigkeiten in den Übersetzungen - nicht nur um die Farben Gelb, Purpurrot, Schwarz, Weiß, sondern auch um Violett, Grün und Blau. Womöglich spielten dabei die Farben des Regenbogens eine größere Rolle. Man sagt aber auch, er sei von der magischen Zahl Sieben regelrecht besessen gewesen und wollte auf jeden Fall sieben Farbtöne finden, die er von dem hellsten zum dunkelsten anordnete und damit ein zwar recht simples, doch damit auch das erste Farbsystem überhaupt schuf, dem sich u.a. auch Leonardo da Vinci (1452 -1519, siehe weiter unten im Text).bediente und weiterentwickelte.

Trotzdem Aristoteles sieben Farbtöne bestimmte, erkannte er auch, dass neben Schwarz und Weiß lediglich drei Grundfarben (Rot, Gelb, Blau) benötigt werden, um daraus alle anderen Farben zu mischen.

Vor mehr als 2000 Jahren wurde also etwas festgestellt, auf dem noch heute viele Farbsysteme aufbauen und u.a. auch in der Technik, z.B. bei Monitoren Anwendung finden.

Farbenlehre im Mittelalter

Als wohl berühmtester Universalgelehrter galt der Italiener Leonardo da Vinci (1452 -1519). Er war nicht nur Maler („Mona Lisa“ 1503-1506) und Bildhauer, sondern auch Architekt,  Naturphilosoph, Anatom, Ingenieur und Mechaniker. Als Maler war da Vinci auf der Suche nach einem praktikablem System für die Mischung von Farben. Für ihn bestanden die Grundfarben aus Weiß, Gelb, Grün, Blau, Rot, Schwarz. Wobei er wohl lange überlegt haben muss, ob er nun Grün mit aufnehmen soll oder nicht, da sie ja keine "reine" Farbe ist, sondern aus Blau und Gelb gemischt wird.

Farbenlehre der Neuzeit

Neben wichtigen Errungenschaften, wie die z.B. die Entdeckung des Gravitationsgesetzes, untersuchte der bedeutende Naturwissenschaftler Sir Isaac Newton (1642-1726) auch Optik, die Entstehung von farbigem Licht. Im Jahre 1672 entdeckt Newton mit Hilfe von Experimenten mit Sonnenlicht und einem Prisma, dass Licht aus verschiedenen Farbanteilen zusammengesetzt ist, was eine revolutionäre Erkenntnis seiner Zeit war.

Allerdings entfachte sich ein wissenschaftlicher Streit zwischen ihm und seinen "Kollegen" Robert Hooke (1635–1703) und Christian Huygens (1629–1695) darüber, was Licht ist, bzw. wie es zusammengesetzt ist. Newton sah im Licht die Bündelung lauter kleiner Teilchen, womit er auch optische Erscheinungen zu erklären versuchte. Hooke und Huygens hingegen waren der festen Überzeugung, dass Licht aus Wellen (ähnlich der Schallwellen) besteht.

Doch Newton genoss damals höchste Anerkennung in wissenschaftlichen Kreisen, weshalb sich seine Theorie durchsetzte und bis Ende des 18. Jhd. bestimmend war. Erst Anfang des 19. Jhd. wies der deutsche Physiker Albert Einstein (1879–1955) nach, dass Licht sowohl aus Wellen als auch aus Teilchen bestand.

Davor mischte jedoch auch unser deutscher Dichter und Denker Johann Wolfgang von Goethe (1749–1832) mit und Newtons Farbtheorie auf, denn er war der Meinung, Farben entstünden - sehr vereinfacht gesprochen - aus Licht und Schatten, bzw. hell und dunkel. Und während Newton davon ausging, dass sich alle Farben in Weiß wieder fänden, ging Goethe davon aus, alle Farben wären in Schwarz vereint. Wüsste Goethe, dass seine Farbenlehre, die ihn mehr als 20 Jahre seines Lebens beschäftigt hatte, heutzutage großteils nur noch kulturhistorischen Wert hat - und ein wenig auch, um all jene, die sich heutzutage mit Farben beschäftigen, zu verwirren - würde er sich höchstwahrscheinlich im Grabe herumdrehen.

Für Goethe stellte Farbe und deren Komposition ein "Dichten mit den Augen" dar. Wie besessen arbeitete er in beinahe unsympathisch-rechthaberischer Weise an die 20 Jahre an seinem dreiteiligen Werk "Die Farbenlehre", das auf 1808 datiert und 1810 (der didaktische, der polemische, der historische Teil) veröffentlicht und zudem der Herzogin von Sachsen-Weimar und Eisenach gewidmet wurde. Dazu inspiriert hatte ihn seine Italienreise und die Gespräche über Farbe und Farbkompositionen mit Kunstmalern. Außerdem wollte er Newtons These unbedingt widerlegen.

Sein Werk ist sehr komplex, ein Sammelsurium von Gedanken zu Farben, deren Entstehung und Zusammensetzung, so dass es nur schwer zusammenzufassen ist, vielleicht auch weil sich die "farbigen" Gedankengänge eines Dichters für einen Kunstmaler weder erschließen noch sonderlich hilfreich sind. Denn ein Kunstmaler arbeitet nicht nach "Gesetzen", er malt nach Gefühl, Stimmung und Laune, was sich ganz automatisch (auch) in den Farben ausdrückt, die er verwendet. Allenfalls braucht er etwas technisches Wissen zur Mischung von Farben.

In Goethes Farbkreis steht (PURPUR-)ROT an oberster Stelle, GRÜN an unterster. Den Farben, die durch mischen nicht hergestellt werden können (Blau, Gelb und Rot), stellt er im Farbkreis die jeweiligen Komplemetärfarben gegenüber, also Blau/Orange, Gelb/Violett und Rot/Grün.

Goethe hatte wohl versucht, "deutsche" Ordnung zu schaffen und unterteilte in seinem dem Teil „Sinnlich-sittliche Wirkung der Farbe“  die Farben in
  • harmonische Gegensätze, z.B. rot/grün. 
  • charakteristische Zusammenstellungen, z.B. gelb/blau
  • charakterlose Zusammenstellungen, z.B. blau/grün
Je kontrastreicher und gegensätzlicher die Farben, desto "harmonischer" wären Farben also nach Goethe. Nun, über den Begriff "harmonisch" wie auch "Geschmack" lässt sich ja bekanntlich trefflich streiten. Immerhin hat er richtig erkannt, dass Farben Auswirkungen auf Stimmung und Gemüt haben, dass sie die menschliche Psyche beeinflussen können.

Zu Goethes "Sinnlich-sittlichen Wirkung der Farbe" hier zwei Beispiele zweier meiner eigenen Gemälde: Abb. 1 Dieses Gemälde wäre nach Goethe also eher "harmonisch", während er die Farbgebung des 2. Gemäldes (Abb. 2 ) entsprechend eher als "charakterlos" bezeichnen würde. Entscheiden Sie selbst!

Abb. 1 - Mixed Media 2017
Manuela Engelhardt

Abb. 2 - Acryl 2016 Manuela Engelhardt

Wer sich Goethes Werk sich in Gänze antun will, Teil II gibt es hier als kostenloses e-book. Viel Spaß dabei.

Im nächsten Artikel gehe ich auf Farbtheorien des 20. Jhd. ein.
Bis dahin eine schöne Zeit.





Kleine Farbenlehre

Primärfarben / Grundfarben

Rot, Gelb und Blau sind die drei Primärfarben, d.h. sie lassen sich nicht durch Mischung erzeugen, können jedoch alle anderen Farben erzeugen. Je nachdem welche und in welchem Verhältnis man sie mischt.

Sekundärfarben

Sekundärfarben sind Mischfarben und entstehen durch die Mischung zweier Primärfarben. So ergeben Blau und Gelb "Grün", "Violett" erhält man z.B. durch eine Rot-Blau-Mixtur. Eine Mischung, die ich persönlich in vielen Abtönungen verwende, ist Rot und Gelb, um sämtliche Orange-Nuancen zu erhalten.

Anhand des nachfolgenden 24-teiligen Farbkreises nach Aemilius Müller kann man die einzelnen Abstufungen sehr gut nachvollziehen.

Abb. 1 Farbkreis nach Aemilius Müller

Warme & kalte Farben stehen sich im Farbkreis jeweils gegenüber:

Rote (bis ins violette Rot) und gelbe Töne (bis Gelbgrün) werden als "warm" wahrgenommen.
Assoziazion: Feuer, Farben des Frühlings und des Sommers, etc.

Hingegen assoziieren wir "kalte" Farben er mit (kaltem), blauem Wasser, Eisschatten im Winter und an Eisbergen.

Das hängt mit zum einen mit unserer Entwicklungsgeschichte zusammen, andererseits mit individuellem und kulturellem Farbempfinden. Darauf werde ich in weiteren Kapiteln und Artikeln noch näher eingehen.

Tertiäre /unbunte Farben sind Purpur, Magenta, Braun, Oliv, Weiß, Grau, Schwarz

Sie entstehen durch eine Mischung von mehr als nur zwei Farben. Und während Schwarz die Summe aller Farben ist, entsteht Weiß durch die Wegnahme aller Farben!

Komplementärfarben

Abb. 2  Gemälde "Dancing Passion", Manuela Engelhardt
Primär- und Sekundärfarben, die sich im Farbkreis gegenüberstehen, bilden einen Komplementärkontrast.

(z.B. Blau/Orange; Gelb/Violett; Rot/Grün, wie auch sämtliche Abstufungen davon).


Durch den kontrastreichen Einsatz von Komplementärfarben wird die Farbwirkung insgesamt immens verstärkt. Das wird anhand meines eigenen, oben abgebildeten Aquarellbildes "Dancing Passion" deutlich .

Vergleicht man die von mir im Bild verwendeten Farben, respektive Komplementärfarben mit jenen im Farbkreis, wird man feststellen, dass ich hier ausschließlich mit Komplementärfarben und deren Nuancen arbeite um Licht und Schatten darzustellen!

Auf die Historie der Farbenlehre gehe ich in den nächsten Artikeln ein.

Die Blaue Zitrone

Die Farbpsychologie

Farben wirken auf unser limbisches System im Gehirn, das ist das System, in dem Emotionen entstehen und gesammelt werden - und zwar seit Millionen von Jahren, als "Kommunikation" weitestgehend nonverbal stattfand und Lebewesen Signale aus der Natur erkennen und richtig deuten mussten um zu überleben. Dieses kollektive und oft unterbewusste Wissen der Menschheit ist tief in uns verankert und beeinflusst unser Tun und Handeln, wie auch unsere Emotionen bis heute!

Das trifft auf viele äußere Einflüsse zu und damit auch auf Farben und deren Wirkung. Der Mensch kann also die Wirkung von Farben auf sich willentlich nur schwer beeinflussen. Weiß man um dieses archetypische Phänomen, kann man Farben im Positiven, wie auch im Negativen gezielt einsetzen, respektive etwaig negativen Aspekten entgegenwirken.

Nehmen wir einmal die Farbe GELB. Sie gilt als Symbol für Sonne und Licht. Als Modefarbe kommt sie immer wieder mal bei Sommerkleidern zum Einsatz. Oft greift man auch bei Hausfassaden ganz gerne zu dieser Farbe. GELB kann aber auch recht aufdringlich wirken und hat einen starken Signalcharakter, der in der Vergangenheit "gemobbte" Außenseiter der Gesellschaft stigmatisierte. Noch heute symbolisiert ein Totenkopf auf grellem Gelb "Gefahr", bzw. Gift.

Die blaue Zitrone

Aus unserem kollektiven Ur-Unterbewussten heraus sind Farben Signale für unseren Organismus und wichtige Elemente der Überlebensstrategie. Sie bereiten unseren Körper darauf vor, wie er gegebenenfalls reagieren muss, ob Gefahr droht und welche Reaktion erforderlich ist.

Atelier Manuela Engelhardt - ArtBoxStarnberg

Kommen wir noch einmal auf die Farbe GELB zurück: Stellen Sie sich doch einfach mal vor, sie beißen ganz herzhaft in eine Zitrone. Ihr Körper wird sofort ganz automatisch reagieren - Sie können gar nichts dagegen machen und Ihnen läuft sofort das "Wasser im Munde" zusammen (mir hier beim Schreiben übrigens auch ;-) Ihr Körper stellt sich darauf ein, was auf ihn zukommt, nämlich etwas Saures, denn wir haben bereits vor Millionen von Jahren gelernt, dass gelb-grünliche (Zitrus-)Früchte sauer schmecken. Entweder weil sie von der Natur so angelegt sind, oder weil sie einfach noch nicht reif sind.


Reaktionen auf den Organismus

Nun stellen Sie sich im Geiste mal vor, die Zitrone wäre grau, rot oder gar blau... und Sie werden feststellen, dass Sie dies vielleicht für ein interessantes Kunstobjekt halten, aber in Ihrem Organismus per se keinerlei ähnliche körperliche Reaktionen hervorruft. Wenngleich auch diese Farben natürlich individuelle Reaktionen ausrufen (können), die jedoch in Verbindung mit dem Objekt nicht in der gleichen körperlichen Weise vordergründig wahrnehmbar sind.

Dieses tief verwurzelte "Überlebens-" Wissen und die "Ur-Emotionen", die wir mit einer Farbe verbinden führen dazu, dass Farben einen enormen Einfluss auf unser menschliches Wohlbefinden und Lebensgefühl haben.

So konnte Professor Nils Finsen in seiner Forschungsarbeit über Licht und Farben nachweisen, dass die Farbschwingungen, die auf den menschlichen Körper treffen, deutliche Reaktionen auf unseren Organismus hervorrufen. Finsen erhielt für diese Arbeit übrigens bereits im Jahre 1903 den Nobelpreis für Medizin.

Farben sind Emotion pur!

Farben sind also so viel mehr als - physikalisch gesehen - gebrochenes Licht! Sie sind Emotion pur! Und deshalb haben Farben enormen Einfluss auf Psyche und Körper. So können Farben gleichermaßen unsere Gesundheit unterstützen, wie im schlimmsten Falle Krankheiten begünstigen und sie können innere Harmonie und persönliches Wohlbefinden ebenso herstellen wie beunruhigende Spannungszustände.

An dieser Stelle möchte ich auf ein kleines Phänomen hinweisen, das mich anfangs selbst etwas überrascht hatte und dem ich versuchte, auf den Grund zu gehen. Ich untersuchte quasi mein eigenes "Farbverhalten".

Nachdem ich mein Atelier eröffnet hatte, platzte es bald schier aus allen Nähten, angesichts der vielen verschiedenen Objekte und Werke mit all den kräftigen Farben, die ich vorzugsweise mische und verwende.  Anfangs dachte ich, dass diese Explosion an unterschiedlichsten farblichen Eindrücken auf doch sehr begrenzter Fläche wohl so ziemlich jeden Atelierbesucher "erschlagen" würde. Bis zu jenem Moment, als mir eine mittlerweile treue Kundin einmal eröffnete, dass sie so gerne bei mir im Atelier vorbeischaut, um positive Energie zu tanken!

Wow, dachte ich, vielleicht ein Einzelphänomen?! Nein, gar nicht! Denn in Folge stellte ich auch bei anderen Besuchern fest, dass sie diese geballte Kraft der Farben überhaupt nicht als überladen empfinden, sondern im Gegenteil als überaus stimmungsaufhellend wahrnahmen. Woran lag das wohl?

Nun, offenbar ordnete ich die Farben und Farbfamilien der einzelnen Werke rein intuitiv so an, dass sie harmonisierend wirkten, ohne die Wirkung der einzelnen Farben gegenseitig aufzuheben oder zu überlagern. Und in der Tat, gehe ich im Nachhinein analytisch an die Sache heran, so steht - sehr vereinfacht dargestellt - einem vitalisierenden Rot stets auch ein beruhigendes Blau gegenüber. So besteht weder die Gefahr, dass zu viel Rottöne eine aggressive Stimmung oder Unruhe auslösen könnten, noch dass zu viel Blau lähmend und stimmungsdämpfend wirken könnten.
(Link Atelier Manuela Engelhardt - ArtBoxStarnberg)

Zu Wirkung und Einsatz einzelner Farben und Farbtöne gehe ich in den nächsten Kapiteln ein.

+++    Fortsetzung folgt +++

Farben: Hintergründe, Einsatz und Symbolik

www.ateliermanuelaengelhardt.de


Unglaublich aber wahr: "Farben" per se gibt es gar nicht! Sie entstehen erst in unseren Köpfen und stellen letztlich lediglich Schwingungen im Licht dar, die durch unsere Augen erst in unserem Gehirn "Gestalt" annehmen.

Umso erstaunlicher ist es, dass Farben eine enorme Wirkung auf uns haben. In vielerlei Hinsicht. Bewusst nehmen wir das meist gar nicht wahr! Die Werbung macht sich diese Tatsache zum Beispiel seit vielen Jahren zu Nutzen und spricht unser "Unterbewusstsein" mit Hilfe von Farben gezielt an! Aber auch im medizinischen Bereich finden Farben Anwendung - denn: Farben können auch heilen!

Natürlich ist unser persönliches Farbempfinden auch geprägt von persönlichem Geschmack, dem kulturellen Hintergrund oder bestimmten Erlebnissen. Doch sehr viel weniger, als wir vielleicht annehmen! 

Hier entsteht ein Blog, in dem ich regelmäßig Wissenswertes und Interessantes über Farben und Farbpsychologie veröffentlichen werde. Basiswissen zur Farbenlehre findet Ihr bereits hier.

Schlagt mir gerne Themen vor, die Euch interessieren.